Traumatherapie, -verfahren

Ein Trauma ist ein überwältigendes, über alle Maßen erschreckendes Ereignis/se, das man eigentlich nicht verkraften kann. Es geht einher mit einer schweren Erschütterung und einem erheblichen Verlust an Sicherheit und Stabilität für die davon Betroffnen. Die Reaktionen (Traumatisierung) des Menschen auf diese/s traumatische/n Ereignis/se kann individuell unterschiedlich ausfallen und hängt von verschiedenen, auch äußeren Faktoren ab.

Die Traumatherapie möchte den Menschen darin unterstützen, zunehmend Distanz zum erlebten Trauma einnehmen zu können, wieder innere und äußere Stabilität zu gewinnen, eigene Kontrolle wiederzuerlangen und das Leben wieder selber „in die Hand“ nehmen zu können. Es geht darum, den traumatischen Stress zu verarbeiten und die eigene Lebensqualität zurück zu gewinnen. Die Arbeit an den eigenen Ressourcen nimmt in der Traumatherapie einen zentralen Stellenwert ein. Insbesondere auch zu Beginn der Therapie gilt es, Ressourcen, also die eigenen Kraftquellen, innere Fähigkeiten und stärkende Möglichkeiten, auch solche im äußeren Umfeld, zu erarbeiten und weiter zu entwickeln. Erst wenn durch genug Ressourcen der eigene Boden wieder abgesichert ist, ist es sinnvoll, sich dem Trauma (-abgrund) anzunähern.

Die Traumatherapie unterscheidet drei Phasen: die Stabilisierungphase, die Traumabegegnung/ -durcharbeitung und die Phase der Integration. Der Ablauf der Phasen wird in vielen Traumatherapien nicht statisch verstanden.

Stabilisierungsphase

Die Stabilisierungsphase beginnt mit der ersten Sitzung. Sie nimmt den breitesten Raum im therapeutischen Prozess ein. Sie dient der Stabilisierung im „Hier und Jetzt“, dem zurückerobern der eigenen Handlungsfähigkeit im Alltag. Nicht selten gewinnen Betroffene über die Phase der Stabilisierung wieder so viel persönliche Lebensqualität zurück, dass sie auf eine Traumadurcharbeitung verzichten.

Die Stabilisierungsphase dient dazu, eine vertrauensvolle, sichere therapeutische Beziehung aufzubauen. Es ist die Phase, in der Therapieziele geklärt werden. Ressourcen und Kompetenzen der KlientIn werden herausgefunden, ausgebaut und es wird an der Stärkung des Selbstwertgefühls gearbeitet. Informationen über traumabedingte Symptome ( z.B. wiederkehrende und sich aufdrängende Erinnerungen an das Trauma, Überflutung von belastenden Gefühlen, emotionale Abstumpfung/Gleichgültigkeit, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsstörung) werden vermittelt und das Verstehen der Funktion dieser im Prozess des Traumageschehens und der -verabeitung gefördert (Psychoedukation). Die Fähigkeit sich selbst (wieder) besser regulieren zu können (Selbstegulationsfähigkeit: in Anlehnung an einer Definition von Dami Charf verstanden als,… die Fähigkeit, eigene Emotion, innere Zustände, Übererregung, Empfinden in einem angenehmen Zustand regulieren zu können) wird gefördert. Eigene Möglichkeiten und Strategien zur Stabilisierung werden herausgearbeitet und ausgedehnt. Methoden zu einem heilsamen Umgang mit belastenden Symptomen werden vermittelt und geübt. Über Achtsamkeit im eigenen Körpererleben kann behutsam der Kontakt zum eigenen Körper (wieder) aufgenommen werden. Die Wahrnehmung eigener Grenzen und die Fähigkeit, sich abgrenzen zu können, wird unterstützt.

In der Traumatherapie sind unterschiedliche, spezifische Übungen und Methoden wie z. B. Stabilisierungstechniken, Distanzierungsübungen (z. B. „Innerer Beobachter“), Imaginationsübungen (z.B. „ Wohlfühlort“) und die TRIMP® Methode entwickelt worden und kommen in allen Phasen zum Einsatz.

TRIMP® Methode

Die TRIMP® Methode Trauma Recapitulation with Imagination Motion and Breath. wurde von Dr. med. Ingrid Olbricht (verstorben 2004) aufbauend auf einer alten, tradierten Atemtechnik entwickelt. Heute ist Ellen Spangenberg autorisiert, diese Methode weiter zu vermitteln. Die Methode ist in allen Phasen der Traumatherapie anwendbar. Sie führt nicht tiefer in das Traumaerleben hinein, sondern es wird nach vorsichtiger, schonender Tuchfühlung rasch und lösungsorientiert bearbeitet. Die Entlastung wird oft als tiefgreifend erlebt.

In der Stabilisierungsphase ist die TRIMP® Methode hilfreich zur Bewältigung von Alltagsstress, falls notwendig auch als Möglichkeit, ohne direkte Konfronation und Durcharbeiten des Traumas, eine erste vorsichtige Trauma- und Triggerbearbeitung zur Entlastung und Stabilisierung vorzunehmen.

Traumabegegnung, -durcharbeitung

In der Phase der Exposition (=Durcharbeiten des Traumas) wird mit aller Behutsamkeit und Achtsamkeit das Trauma mit speziellen, erleichternden Übungen, z. B. TRIMP® oder der Bildschirmtechnik genauer betrachtet und durchgearbeit. Wichtig ist hier, dass dies kontrolliert und dosiert geschieht. Voraussetzung für die Traumakonfrontation ist die äußere Sicherheit der KlientIn, eine (wieder) erreichte ausreichende Stabilität, auch im Alltag, die Fähigkeit eigene (belastende) Gefühle aushalten und regulieren und sich selber beruhigen und Trost spenden zu können.

Phase der Integration

Der Abschluß der Therapie ist die Phase der Intergration. Das traumatische Ereigniss kann nun in die eigene Lebensgeschichte eingefügt werden. Es ist auch die Phase, in der Trauer um traumabedingte Verluste und Auswirkungen auf den weiteren Lebensverlauf ihren Raum findet. Sich selbst Mitgefühl entgegenzubringen und Trost spenden zu können, wird weiter gefestigt. Erreichtes und neu Gewonnenes kann gefeiert werden. Pläne, Pespektiven und Visionen für das weiter Leben werden „geschmiedet“.